Alpinklettertour
Sulzfluh Südwestwand / Neumann - Stanek

Datum:22.07.2017
Region:Rätikon
Höhenmeter:1.000m
Tourengänger:Gerhard und Alex
Routenbeschreibung:Die Südwestwand der Sulzfluh zählte bis Anfang der 1980er Jahre zu den beliebtesten Kletterzielen des Rätikons. Ausgangspunkt für mittlerweile zahlreiche Routen durch die 300 Meter hohe Wand ist die Caschinahütte auf der Schweizer Seite. Zu den nach wie vor beliebtesten Routen zählt der Klassiker von 1946, die "Neumann Stannek“. Vor fünfzig Jahren stand man laut dem Alpinautor Walter Pause oft Schlange vor dem Quergang der Neumann-Stanek in der Sulzfluh-Südwestwand. «Einmal», erzählt mein Freund, «sind wir dann einfach gerade hinaufgeklettert, haben gleich eine Erstbegehung gemacht.» Damals hatte man immer ein paar Haken und einen Hammer dabei. Man kletterte mit Bergschuhen, Vibramsohle mit Profil. Das Seil ohne Klettergürtel um den Bauch geknüpft, zwei dreisprossige Trittleitern mit Fiffihaken umgehängt, Karabiner aus Eisen oder Alu an einer Schlinge. Es gab weder Expresse noch Borhaken, geschweige denn Magnesia. Gesichert wurde über die Schulter, abgeseilt im Dülfersitz. Jeder Haken ein Griff, ein Tritt. Hätte damals einer gesagt: Du darfst dich an den Haken nicht festhalten oder draufstehen, sonst ist die Tour nicht korrekt geschafft, man hätte ihn ausgelacht.

Inzwischen ist die Route gut mit Bohrhaken saniert. Ein paar Friends und Schlingen können jedoch zur zusätzlichen Absicherung nicht schaden. Lediglich der Vorbau weist ein paar brüchige Stellen auf, ansonsten bewegt man sich meist im besten Fels. Die Schlüsselstelle der Route ist die Rissverschneidung in der siebten Seillänge sowie der kurze Höhlenüberhang aus dem „Salon“ heraus (6). Aber auch in den Abschnitten im 4. und 5. Schwierigkeitsgrad gibt’s die ein oder anderen kniffligen Stellen zu meistern.
Angetroffene Verhältnisse:Außer und keine Seilschaft in der Wand unterwegs. Mit Ausnahme kleinerer Stellen in der Rissverschneidung alles trocken. Wunderschöne aber auch anstrengende Tour, die einen mutigen Vorsteiger benötigt

 

Am frühen morgen starten wir von Partnun aus unser Tour durch die berühmte Südwestwand der Sulzfluh, einstmals "die Wand des Rätikons"

Der Zustieg erfolgt über den Wanderweg zur Caschinahütte

Vor der Hütte gehts rechts hinauf zum Wandfuss der Südwestwand der Sulzfluh

Nach mühsamen Aufstieg durch ein steiles Geröllfeld gehts weiter durch leichtes Klettergelände auf die Suche nach dem Einstieg

Nachdem dieser gefunden war, konnte es losgehen.
Die ersten vier Seillängen im 2 bis 4 Grad bilden ein gutes warm-up für die restlichen sieben Seillängen

In der fünften Seillänge der erste ausgesetzte Quergang (5), der absolute Schwinderfreiheit erfordert

Wunderbare Aussicht aus der Wand

Einen großen Dank an Alex für`s Überreden, für sein Coaching und vor allem fürs Vorsteigen,
welches einer gehörigen Portion Mut bedarf

Nach der ausgesetzten Querung folgen die Schlüsselstellen mit einer Rissverschneidung und einem Überhang beim "Salon",
ein Höhlenüberhang, bei dem über das Dach (Haken mit Reepschnur) nach rechts auf die Kante hinausgeklettert wird (je 6)

Genusskletterei im besten Fels

Den oberen Abschluss bilden zwei abdrängende Kamine und Risse (5), welche durch deren Enge
nicht sehr komfortabel zum Klettern sind und nochmals einiges an Kraft abverlangen

Nach 11 Seillängen erreichten wir den Westgipfel der Sulzfluh

Von dort querten wir hinüber zum Hauptgipfel, auf dessen Besteigung wir dann aber verzichteten

Über das Gamstobel steigen wir hinab nach Partnun

Auch im Abstieg ist Alex nicht zu bremsen

Die letzten Meter geht's mit den Leih-Velos hinaub zum Ausgangspunkt.

Summa summarum eine grandiose Tour in der beeindruckenden Kulisse des Rätikon,
für die ich mich bei Alex an dieser Stelle nochmals herzlich bedanken möchte!

Abschließend noch Alex seine fünf Gebote, welche sich Gerhard bis zum nächsten Mal einprägen wird:

1. Du sollst keine Fotos während der Tour machen, schon gar nicht mit einer Spiegelreflexkamera
2. Du sollst nicht mit den Kletterschuhen auf das Seil stehen (auch wenn man fix und fertig beim Stand ankommt)
3. Du sollst dich im Stand immer in die Sicherung hängen (auch wenn es hinter einem 300 Meter senkrecht hinab geht)
4. Du sollst dem Vorsteiger immer genug Seil geben
5. Du sollst dich nicht vor der Abraxis fürchten, auch wenn diese Stellen im oberen sechsten Grad aufweist

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